Bin ich Landschaftsfotograf? Kunstmaler? oder Minimalist? Wahrscheinlich von allem etwas! Wenn ich zurückblicke auf meine 10 Jahre als Landschaftsfotograf, habe ich wohl alle Fehler gemacht welche ein Anfänger in der Landschaftsfotografie macht! Möglichst viel mit aufs Foto! Eiger, Mönch und Jungfrau, noch eine schöne Blumenwiese und ein paar Alphütten, rechts stehen noch ein paar Kühe, die müssen auch noch mit drauf! Fertig ist das Landschaftsfoto?!
Es gibt Fotografen welche diese Art der Landschaftsfotografie beherrschen, ich gehöre definitiv nicht dazu. Ich bin der Zoomer, eher weniger der Weitwinkler. Durch eine lange Brennweite lässt sich ein Foto auf das Minimum reduzieren, ähnlich wie bei einem Makroobjektiv. Deshalb faszinieren mich auch Makroaufnahmen ungemein! In meiner Anfangszeit als Fotograf war ich ausschliesslich auf den Rennstrecken in Europa unterwegs. Ein grosse Kanone vor der Kamera war Wichtigste! Was wollte ich damals mit einem Weitwinkel und Stativ, die Zuschauer auf den Tribünen? Nein, das Auto und der Fahrer möglichst formatfüllend. Damals wie heute will ich auf meinen Fotos am liebsten so wenig wie möglich mit drauf, dafür das Wenige ohne Krimskrams. Diese Art der Fotografie liebe ich! Aber zurück zu der Linde im Emmental. Anfang März 2020 sah ich ein Foto in einer Instagram Story und ich war Hin- und Weg von der Schlichtheit! Eine Linde auf einem Emmentaler Hügel und dahinter der schönste 4000er im Berner Oberland, was will man mehr! Unzählige Fotos gibt von diesen alleinstehenden Bäumen mit prachtvollen Sonnenuntergängen, aber mit so einem wohlklingenden Namen wie das Schreckhorn im Hintergrund, das habe ich noch nie gesehen!
Rund 2 Monate später war ich vor Ort. es war ein kühler Frühlingsabend mit guter Fernsicht.
Es war ein netter Frühlingsabend im Emmental zusammen mit Daniel Horisberger. Aber das geht noch besser! Mitte November war es so weit. An einem Freitagabend fragte mich Daniel ob ich am nächsten Morgen zum Bölchen gehe. An einem Samstagmorgen gehe ich höchst selten auf die Bölchenfluh! Aber ich fragte ihn was er meint zur Linde im Emmental, es war tiefer Nebel vorhergesagt. Das könnte passen meinte er. Also trafen wir uns schon am nächsten Morgen um 6 Uhr am verabredeten Treffpunkt und marschierten los, mit dabei war auch noch Barbara Klopfenstein. Es war noch stockdunkel und am Horizont war erst schwach ein Lichtstreifen zu erkennen. Am Spot angekommen konnten wir den Baum und das Schreckhorn nur schwach sehen, die Distanz ist gewaltig!
Zum Glück sind im Emmental die Höfe noch zahlreich und die meisten Landwirte um dieses Zeit mit der Stallarbeit beschäftigt. So fand auch der Autofokus durch die Stallbeleuchtung einen Punkt zum scharfstellen. Diesmal hatte ich meine Nikon D7500 dabei, die benutze ich sonst nur für die Tierfotografie. Aber mit der Kombination Nikon Z7 und Sigma 150-600mm war ich schon im Frühjahr nicht glücklich. Der Nebel waberte vor dem Schreckhorn und es war Eile angesagt da ich keine ND Adapterringe für das Sigma habe. Schon der erste Schuss ein Volltreffer!
Durch die lange Distanz und durch die eingeschränkte Schärfe des Sigma bei 600mm erscheint das Foto wie ein Gemälde. Leider ist das Sigma 150-600 mm f5.6-6.3 DG HSM Contemporary nur beschränkt Landschaftsfototauglich. Aber durch den Nebel wird die schlechte Abbildungsleistung bei 600mm (900mm bei DX) in der nautischen Dämmerung kaschiert.
Ich ahnte zwar was für Diskussionen dieses Foto auslösen könnte, war aber schon etwas überrascht, dass so viele Leute dachten das Foto sei eine Fälschung oder ein Photoshop Composing. Aber ich kann mir auch gut vorstellen dass Leute welche mit der Fotografie nicht viel am Hut haben so denken. Das Foto sieht wirklich surreal aus. Ich hatte an diesem Morgen Glück weil ich den richtigen Riecher hatte und mit Daniel Horisberger eine guten Kollegen, der das Emmental und sein Wetter kennt. Ohne seine Bestätigung, dass es passen könnte, wäre ich wohl nicht hingefahren! Wir waren ein paar Wochen später zu einer andern Tageszeit wieder dort, von diesem Abend gibt es kein Foto, weil der Nebel etwas zu hoch war.
Dass es echt ist sieht man auf dem Making of Foto, ich musste es trotz der enormen Brennweite noch ein wenig croppen.
Noch ein paar infos zum schönsten 4000er in den Schweizer Alpen: Das Schreckhorn ist ein beliebtes Ziel für Bergsteiger die eine Herausforderung suchen. Der Gipfel kann über mehrere Routen erreicht werden, darunter eine anspruchsvollere Route durch die Nordwand und eine einfachere Route durch die Südwand.
Die erste erfolgreiche Besteigung des Schreckhorns erfolgte im Jahr 1861 durch eine Gruppe von englischen Alpinisten. Seitdem hat der Gipfel viele Besteigungen durch erfahrene Alpinisten auf der ganzen Welt angezogen.
Das Schreckhorn ist auch ein wichtiger Bestandteil der Umwelt, da es Teil des UNESCO-Weltnaturerbes Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn ist. Dieser Bereich ist bekannt für seine beeindruckenden Gletscher, hohen Berge und unberührte Naturlandschaft.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Besteigung des Schreckhorns sehr anspruchsvoll und gefährlich sein kann und es erfordert eine gute Kondition, Erfahrung und Ausrüstung. Es wird empfohlen, einen erfahrenen Bergführer zu engagieren und die aktuellen Wetter- und Gletscherbedingungen sorgfältig zu prüfen, bevor Sie sich auf den Weg machen.
Foto des Monats November 2020
Foto des Jahres 2020
Foto des Jahres 2020 bei SRF METEO
Ein weiteres Foto von diesem imposanten und nördlichsten 4000er der Alpen ist mir im Frühling 2016 mit dem Vollmond gelungen.
Das Foto mit der Linde vor dem Schreckhorn hat einige Diskussionen ausgelöst, unter anderem wurde ich auch gefragt ob es zu meinen Besten gehört? Nein, da ist leider aus meiner Sicht in den letzten Jahren keines dazugekommen.
Welche drei Fotos aus meiner Sicht die besten sind kannst du in folgendem Blog nachlesen:
Meine drei besten Fotos
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