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AutorenbildAdrian Wirz

10 Jahre Nebelwelle

Aktualisiert: vor 3 Tagen

Genau heute vor 10 Jahren, am 14.11.2014 gelang mir meine erste, perfekte Nebelwelle. Auch wenn ich nicht der Erfinder der Nebelwellen bin, darf ich doch zu recht behaupten, dass ich sie populär gemacht habe. Zu diesem10-jährigen Jubiläum erzähle ich die Geschichte wie es eigentlich dazu kam.

 
Der Nebel fliesst bei der Belchenfluh vom Mittelland in die Nordwestschweiz
Nebelwelle - Schweizer Belchen

Im April 2011 kaufte ich meine erste digitale Spiegelreflex Kamera. Schon am nächsten Tag zog ich los auf den Bölchen und knipste was die Kamera hergab. Bald lernte ich auch Werner Schmutz kennen, welcher dort oben den Hof Nieder-Bölchen bewirtschaftete, in der Zwischenzeit macht das sein Sohn. Werner gab mir manch wertvollen Tipp rund um den Bölchen. So war ich oft tagelang auf allen verschlungenen Pfaden unterwegs. Ich entdeckte spannende Fotospots, war mir aber über das Potenzial noch nicht im klaren. Es war mir auch gar nicht bewusst wie populär die Region auch für Geocacher (gäll Tino) und Historiker war. Aber ich saugte alle Infos auf wie ein Schwamm, wanderte auf den verschlungenen Pfaden welche im 1.Weltkrieg angelegt wurden. So erlebte ich die Schweizer Belchenregion aus der Sicht eines Wanderers. Was ich im übrigen nicht bin und auch nicht gerne mache, ich bin da eher der Biker, schnell in die Höhe und den Ausblick ausgiebig geniessen! Aber zurück ins Jahr 2011. Es wurde Herbst und noch immer war ich 2-3 Mal wöchentlich auf der Bölchenfluh. Die ersten Nebelschwaden strichen um die Fluh und bildeten eine Welle wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Ja, es ist was anderes wenn man dieses Schauspiel von der Seite bestaunen kann. Von vorne habe ich dieses Phänomen schon oft gesehen. Während ich in den Sommermonaten oft alleine auf der Fluh war, kamen jetzt immer mehr Fotografen hoch. Aber es hielt sich alles in Grenzen, so 2-3 waren es wohl gewesen. Aber ein Erlebnis ist mir geblieben: Ich schaute einem Fotografen zu, wie er da über und unter dem Geländer knipste, er machte unglaubliche Verrenkungen fast wie ein Schlangenmensch. Als er eine kurze Pause einlegte, wahrscheinlich um Luft zu holen. Inzwischen weiss wohl jeder Flachlandfotograf wie dünn die Luft dort oben ist...Na ja, in einer dieser kurzen Pausen sah ich, dass er das neuste Modell von Nikon hatte. Eine Nikon D5100, eine APS-C Kamera. Ich sprach ihn darauf an und er schwärmte von diesem Teil. Ich erinnere mich noch wie er einen abschätzigen Blick auf meine 12 Mp Nikon D5000 warf und meinte wortwörtlich: "....vielleicht kannst du dir ja auch mal eine Nikon D5100 leisten...." und machte weiter mit seinen Verrenkungen über und unter dem Geländer......ich dachte mir: was für ein Idiot. Etwas Gutes hatte diese Begegnung, mein Ehrgeiz war endgültig geweckt. Ich habe den Verrenkungskünstler nie mehr dort oben angetroffen. Wahrscheinlich hat ein Zirkus sein Talent erkannt und er tritt jetzt anstelle der Tanzbären dort in der Manege auf. Man möge mir meinen Sarkasmus verzeihen, ich bin einfach so. Dafür lernte ich immer mehr Fotografen aus der ganzen Schweiz kennen. Einige Freundschaften halten bis heute und auch die stürmische Coronazeit hat daran nichts geändert. So bin ich immer noch mit Andreas Gerth oder Jan Geerk unterwegs, auch mit Kevin Buess war ich schon auf der Belchenfluh. Aber zurück zum Ursprung von diesem ersten perfekten Nebelwellenfoto. Die Idee dazu entstand im Sommer 2013. Anfang August stand ich frühmorgens an diesem Ort und wartete auf den Sonnenaufgang, damals kam mir die Idee zu diesem Foto, aber etwas würde, so wie der Spot im Sommer 2013 war, ganz gewaltig stören: Die Äste welche weit in das Bild hineinragten. Ich denke einige wissen was danach passierte. Richtig, ein paar Tage später rückte ich diesen Ästen mit einer Säge zu Leibe. Ja, so war das damals: was nicht passt wird passend gemacht! Und dieser Spruch traf noch auf den einen oder andern Fotografen zu. Etwas wichtiges fehlte mir aber im Herbst 2013 noch: ein Lee Big Stopper Filter! Lieferfristen bis zu 6 Monaten waren damals normal. Jeder Fotograf der was auf sich hielt schwärmte von diesen Lee Filter. Warum ich von Lee zu NiSi und dann zu Kase gewechselt habe, ist mir heute ein Rätsel. Obwohl die Slimline Serie von Kase schon cool ist.... In diesem Herbst 2013 waren auch die Nebelhöhen nie perfekt. Das sollte im Herbst 2014 aber ganz anders werden! In der Zwischenzeit hatte ich die drei Filter von Lee erhalten: einen Big Stopper 10x und einen Little Stopper 6x ND Filter. Sowie einen Soft Verlaufsfilter. An diesem Freitag den 14.11 war ich schon sehr früh auf dem Kilchzimmersattel. Inzwischen hatte auch ich schon längst umgestellt auf eine Vollformat Kamera. Ich war dort mit einem ehemals befreundeten Fotografen verabredet. Wie ich so im Auto sass und wartete, fuhr ein Geländewagen mit AG Nummernschilder ganz langsam vorbei. Der Beifahrer stieg aus und studierte den Wanderwegweiser. Als sie weiter fuhren zum unteren Parkplatz war mir klar, die suchen den Ankenballen und sind ortsunkundig. Als sie weg waren stieg ich dann ebenfalls aus und machte mich auf den Weg, da mein Kollege etwas Verspätung hatte. Kurz bevor ich beim Spot ankam, hörte ich Stimmen. Da sassen die beiden unweit bei einer Grillstelle und unterhielten sich. Ich schaltete mein "Kopfladärnli" aus und schlich unbemerkt den kleinen Hang hoch. Oben angekommen wartete ich im Dunkeln. Der Nebel war noch zu hoch für eine fette Fogwave. Etwa 15 Min. später traf mein Kollege ein, lautstark parlierte er da unten und seine Stirnlampe leuchtete den Wald aus wie das Flutlicht den Rasen im Joggeli und mir waren die Hände gebunden wegen der zwei anderen Fotografen, welche immer noch bei der Grillstelle sassen. Natürlich bemerkten sie uns jetzt. Aber sie zogen weiter zum Ankenballen Fotospot. Nachdem wir etwa 45 Min. gewartet haben und der Nebel immer gleich hoch blieb, zogen wir auch rüber zum Ankenballen Fotospot, wir können ja später wieder zurück......dachten wir! Von den beiden Aargauer Fotografen war nichts mehr zu sehen. Wir machten unsere Fotos und gingen zurück zu "unserem" Spot. Aber oha lätz....da sassen schon die beiden Fotografen von vorher! Ich muss ehrlich gestehen, in mir stieg eine dezente Wut hoch! Rund 1.5 Std. hatte ich 15 Monate vorher geholzt und jetzt sitzen da zwei fremde Fotografen, aber das wussten die beiden ja nicht. Es gab ein kurzes Wortgefecht und sie gaben den Platz frei. Eigentlich bin ich nie aufgeregt beim Fotografieren, entweder es gibt was oder dann halt nicht! An diesem Morgen war das anders. Ich wusste dass dieser Spot sehr schnell populär werden wird, zudem hatte ich praktisch null Erfahrung mit Filtern. Ich montierte nur den Lee Bigstopper. Aus Furcht vor dicken Lensflares, weil die Sonne schon knapp seitlich reinschien, benutzte ich keinen Verlaufsfilter. (ja ich weiss, heute ist das alles einfacher, aber Kinder das war vor 10 Jahren, Stative waren damals auch noch aus Gusseisen...oder so) Ich wusste auch, dass ich nicht manchen Versuch habe, ich lass bis heute immer die Rauschunterdrückung in der Kamera auf On. Die Macht der Gewohnheit! Was soll ich zum Ergebnis sagen? Es ist für mich bis heute das beste Foto von diesem Spot. Tausendfach kopiert aber nie erreicht! Anfangs störte mich die schnell aufkommende Popularität von dieser Fotolocation und natürlich auch von der Belchenfluh, es war mühsam wenn schon einer oder mehrere Fotografen sich an diesen Spots breitmachten. Aber mit den Jahren machte es mich auch irgendwie stolz, dass meine Fotos so oft kopiert werden. Heute mag ich jedem seine Nebelwelle gönnen, ich habe neue Ideen in der Schweizer Belchenregion. Eine davon ist mir am 11.11.2015 gelungen, also ziemlich genau 10 Jahre nach der ersten Nebelwelle am Belchen, weitere werden folgen....vielleicht.

Die Belchenfluh ragt aus dem Hochnebel im November 2024
Belchenfluh Baselland

Natürlich habe ich auch auf der Bölchenfluh den einen oder andern Prachtsshot gemacht, stellvertretend diese Aufnahme unten. Ich war mit Andreas Gerth, Dennis Heidrich und Christoph Engelmohr an einem Winterabend im Januar 2018 auf der Bölchenfluh. Während die andern schon zusammenpackten, montierte ich meine Kamera auf das Stativ und realisierte diese Aufnahme.

Fogwave auf dem Baselbieter Belchen
Nebelwelle auf der Belchenfluh

Mein Kollege von damals, welcher mir übrigens die Säge für diese Holzfällerarbeit geliehen hat, hat sich mit seiner hinterhältigen Aktion, damals bei Lightexplorers, selber ins Abseits befördert. Schade hat er sich dazu verleiten lassen, aber es war seine freie Entscheidung! Ich selber war die letzten Jahre vor allem im Baselbiet unterwegs, meistens mit dem E-Mountainbike, so konnte ich die abgelegensten Orte im Ober-Baselbiet erreichen und viele Aufträge erledigen. So fotografiere ich heute für einige Gemeinden im Baselbiet, dafür räume ich mir aber immer genügend Zeit ein. Auch ich musste lernen, nicht immer alles offen zu legen und viele Ideen für mich zu behalten. Nichtdestotrotz hat für mich die Schweizer Belchenregion nichts an ihrer Faszination verloren. Warum denn in die Ferne schweifen, das Gute liegt so nah. Und wir tun aktiv was für die Umwelt ....oder so ähnlich...dafür klopfen wir uns bei nächster Gelegenheit mal gegenseitig auf die Schulter! Aber Spass und Sarkasmus jetzt mal aussen vor: jeder weiss, dass ein Fotograf alles andere als ein Naturschützer ist, er geht vielleicht sorgsam mit der Natur um, das ist aber auch schon alles! An den tausenden von Kilometern welche man in die Toskana oder sonst wohin fährt, hat die Natur eher weniger Freude! Vielleicht sind wir uns da ausnahmsweise mal einig? Damit will ich hier diesen Blogpost beenden, ich bedanke mich für deine Aufmerksamkeit, wir sehen uns am Bölchen!

 

Good News: für den geplanten Fotoevent im Berghaus Ober-Bölchen haben wir den ersten Vortrag fixiert, weitere werden folgen: es ist Florian Warnecke aus Bayern, er wird an diesem Event einen Beitrag über seine einmalig schön fotografierte Tierwelt in ganz Europa machen. Vielen Dank Florian für deine spontane Zusage! Termin: 22.11.2025 Ein weiterer Blogpost über diesen wunderschönen Herbst 2024 findest du: Hier

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